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  Sa 05.10  
14 – 02.00 Uhr  
«Finissage»: Volkstribunal
  Die politischen Verantwortlichen der Menschenrechtsverletzungen während dem G8-Gipfel 2001 werden zur Rechenschaft gezogen.
 

Unter Mitwirkung von 400asa, Paolo Fusi, sowie der Volxtheaterkarawane (Wien) und vielen weiteren Zeugen und Zeuginnen der Polizeigewalt in Genua im Juli 2001.
Bericht: Volxtheater (Wien)

Das Tribunal begann um 14h und dauerte bis nach Mitternacht. Den Rahmen des Tribunals inszenierte die Schweizer Theatergruppe 400 asa: Sie stellten im ersten Teil im brechtschen Verfremdungsstile das Gericht vor: Am Podium nahmen Platz: Mehrere PflichtverteidigerInnen von Berlusconi, die als Einleitungsstatement Allgemeinblabla von sich gaben; der Richter - wobei ein Stuhl für den Hauptrichter, das Publikum, leer blieb - und der Ankläger, Paolo Fusi, freier Wirtschaftsjournalist aus Mailand. Immer wieder begleitet vom Gerichtsmusiker Ted (Goldene Zitronen), der dramatisierte.

Im 2. Hauptteil sagten ZeugInnen und Betroffene von den Menschenrechtsverletzungen in Genua aus. (demnächst gibt es eine detaillierte Dokumentation auf unserer homepage und auf www.memoria.ch) Zuerst Berichte von Schweizern: Einer unter ihnen war in der Schule Diaz zusammengeprügelt worden und ins Krankenhaus und danach in die Kaserne Bolzaneto gekommen. Nach wie vor droht Anklage.

Ein anderer berichtete darüber, dass er während den Demonstration geprügelt, verhaftet und nach Bolzaneto kam, dann aber wieder auf die Strasse gesetzt wurde, weil er noch minderjährig war.

6 der 10er-Gruppe aus Deutschland, die wie die Karawane erst nach dem G8-Gipfel außerhalb von Genua verhaftet wurden und insgesamt 6 Wochen im Gefängnis waren, lasen aus ihren Gedächtnisprotokollen von der Verhaftung und den Folterungen auf der Polizeistation und im Gefängnis. Bei den Schilderungen wurde bedrückend klar, wie ähnlich die Erlebnisse zu denen von uns und anderen Betroffenen waren, z.b. nackt den Boden putzen zu lassen und dabei zu prügeln war eine bei der Polizei „beliebte“ Behandlungsmethode. Den Deutschen droht ebenso wie der Karawane nach wie vor eine Anklage wegen krimineller Vereinigung.
Danach schilderte ein Französin, die mit ihrem 4 jährigen Sohn nach Bern gekommen war, wie sie nachdem sie für ein paar Schritte in die rote Zone gekommen war, von Verprügelungen und ihren Erlebnissen in Bolzaneto. Ihr Prozess wir wahrscheinlich in den kommenden Monaten zu erwarten sein. (Widerstand, Eindringen in militärische Zone). Sie hat gegen die Polizei auch geklagt.

Einen wesentlichen Schwerpunkt bildeten Aussagen und Videodokumente zu den Vorfällen in der Schule Diaz und in der Kaserne Bolzaneto.

Nach einer Pause am Abend berichteten 5 VertreterInnen der VolxTheaterKarawane von ihren Erlebnissen bei der Verhaftung und in der Polizeistation San Giuliani (nachzulesen auch unter www.no-racism.net/nobordertour). Danach wurde die Karawanendokumentation: publixtheatrecaravan.mov gezeigt, um den Gesamtkontext zu vermitteln.

Die Berichte in einer Marathonsitzung geballt zu hören war für Publikum/Geschworene/Richter aufreibend, beklemmend, und vor allem für die ZeugInnen ein emotionaler Flashback.
Der 3. Teil des Tribunals wurde dann wieder von der Theatergruppe 400 asa und dem Ankläger Paolo Fusi bestritten. Er hatte den Titel: „Homo Berlusconicus“ – Die Gruppe probt im Work in progress an der Erstellung eines Berlusconi-Bildes.
In ca. 2 Stunden bearbeitete die Gruppe mit Video, Musiksamples, gut recherchierten Texten, Chören und vor allem mit den verschwörungstheoretischen Reden von Paolo Fusi, das Bild von Silvio Berlusconi und seinen kriminellen Machenschaften. Eine assoziative Verkettung, äußerst Berlusconi-fixiert, (u.a. über seine P2-Logen Tätigkeit, Vertuschungsaktionen, Geldgier, seine Kindheit, seinen Machismo) Die theatrale Performance zu Hintergründen und Konsequenzen des „Berlusconismus“ basierte auf Fakten, Originalzitaten und –texten (u.a. Renner: Der Fall Berlusconi, Franzetti: Die Sardinenschlacht, Ruggieri/Guarino: „Berlusconi. Showmaster der Macht, www.societacivile.it) Am Ende wurde gefragt ob er nun schuldig zu sprechen, sei oder nicht und was für eine Strafe für ihn angemessen wäre: Das Publikum kam trotz Vorschlägen wie lebenslang in Disneyland einsperren, 50 Jahre Kartoffelschälen, 2. Chance im Kommunenleben usw., schnell zu dem Entschluss, dass nicht in diesen Gerichtskategorien ein Urteil zu fällen ist. Deshalb am Schluß kein „gerichtlicher“ Urteilsspruch.

Das Tribunal wurde von vielen und auch von uns auf Video aufgezeichnet, damit möglichst viele Menschen die Möglichkeit haben, die Berichte zu hören, ihr Urteil zu bilden. Die Protokolle werden auch bald auf der homepage www.memoria.ch nachzulesen sein.

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